Der Landwirtschaftliche Verein Lahn-Dill hat am Sonntag erstmals einen Brautag im Finsterloh veranstaltet. Rund 20 Mitglieder trafen sich im Landwirtschaftsmuseum, um an der Veranstaltung teilzunehmen. „Heute brauen wir ein untergäriges Bier“, erklärte der Vorsitzende Andres Viertelhausen, der als erfahrener Experte in der Braukunst gilt. Viertelhausen erläuterte weiter, dass der Verein bei jedem Brautag ein anderes Bier herstellen möchte. Untergäriges Bier erfordert Temperaturen zwischen fünf und sieben Grad während des Gärprozesses, die heutzutage durch moderne Kühlanlagen gewährleistet werden. Früher wurden die benötigten Eisvorräte für die Bierherstellung der Brauereien Euler und Waldschmidt am Grosche-Jakobs-Weiher beschafft, wie der Vorsitzende zu berichten wusste.
Der Verein möchte die Tradition dieser lokalen Brauereien aufrechterhalten und lebendig halten. Gegründet im Jahr 1832, ist der Verein vor allem als Veranstalter des traditionellen Ochsenfestes bekannt. Ursprünglich diente die Vereinsgründung dazu, Landwirte über aktuelle Methoden in Zucht und Anbau zu informieren.
„Lange Zeit lag unser Fokus auf dem Anbau landwirtschaftlicher Produkte und deren Ernte. Nun widmen wir uns der Frage, wie diese Produkte weiterverarbeitet werden können“, erklärt Viertelhausen die Beweggründe, in diesem Jahr nicht nur eine Brauanlage zu erwerben, sondern auch den Bau eines Backhauses in Angriff zu nehmen. Die entsprechende Baugenehmigung ist bereits erteilt.
Neben dem traditionellen Ochsenfest sind auch der Apfelmarkt und das Oldtimertreffen feste Bestandteile des Veranstaltungskalenders geworden. „Schon die Ankündigung, dass wir etwas Neues ausprobieren, hat uns 20 neue Mitglieder eingebracht“, freut sich Andreas Viertelhausen.
Für die neue Brauanlage hat der Verein 8.000 Euro investiert. „Wir haben uns bewusst für ein deutsches Produkt entschieden, damit wir bei möglichen Problemen direkt einen Ansprechpartner haben“, erklärt Viertelhausen. Geliefert wurde die Anlage von der Firma Speidel aus Ofterdingen in Baden-Württemberg.
In der Museumsscheune steht ein Kochkessel mit einem Fassungsvermögen von 50 Litern Bier. Die interessierten Vereinsmitglieder haben sich um den Kessel versammelt, um den Brauprozess zu verfolgen. „Wir haben heute Morgen 12 Kilogramm Malz mit 50 Litern Wasser in den Kessel gegeben“, berichtet der 46-jährige Hobbybrauer Jan Grote, der seit acht Jahren Erfahrung im Brauen hat. „Damals hat mich ein Nachbar auf die Idee gebracht. Heute arbeiten wir in einer Gruppe von sieben Personen zusammen“, erzählt Grote.
Nach den gesetzlichen Regelungen dürfen private Brauinitiativen bis zu 200 Liter Bier im Jahr herstellen, allerdings nur für den Eigenbedarf. Der Verkauf ist nicht erlaubt, jedoch muss Biersteuer gezahlt werden. „Unser Verein besitzt sogar eine Biersteuernummer“, sagt Viertelhausen schmunzelnd. Für 50 Liter Bier beträgt die Steuer sieben Euro. Künftig soll das Schaubrauen eine feste Attraktion bei den Veranstaltungen des Vereins werden.
Die Brauanlage ist noch nicht vollständig eingerichtet. Neben dem Kochkessel umfasst sie einen Gärkessel, eine Zapfanlage und weiteres Zubehör. „Die Anlage ist quasi der Thermomix für Männer“, scherzt Viertelhausen. Gemeinsam mit Jan Grote steht auch Matthias Brauner aus Rechtenbach am Kochkessel. Er braut seit sechs Jahren Bier, zusammen mit seinem Schwiegersohn. Im Landwirtschaftlichen Verein gehören aktuell zehn Hobbybrauer zum Team. Die übrigen Mitglieder schätzen vor allem den Genuss eines guten Bieres.
Als die Pläne für das Brauen bekannt wurden, spendete eine Mälzerei dem Verein 250 Kilogramm Malz in Säcken. Dieses Material wird voraussichtlich für die kommenden Jahre reichen. „Wir lassen den Sud etwa sechs Stunden kochen“, erklärt Grote. Anschließend werden Malz und Flüssigkeit getrennt, gefolgt von rund zehn Tagen Gärung. Bei untergärigem Bier sinkt die Hefe zu Boden, während die Flüssigkeit oben abgeschöpft wird. Danach wird der Hopfen hinzugefügt, und die Reifung dauert weitere drei bis vier Wochen. Der Verein legt großen Wert darauf, das deutsche Reinheitsgebot einzuhalten, betont Grote, wobei die Einhaltung hoher Hygienestandards unerlässlich ist.
Der Brauprozess gliedert sich laut Andreas Viertelhausen in vier Phasen: Brauen, Gären, Lagern und letztendlich Zapfen. Am 18. Mai steht das Oldtimertreffen im Finsterloh an, bei dem die Besucher den Brauprozess live miterleben können.